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Der Weserpegel Lüchtringen

Fragmente des Originalpfosten aus dem Jahre 1929

Da Lüchtringen in der Talsohle der Weser angesiedelt wurde, waren die Wasserstände der Weser immer von besonderer Bedeutung für das Dorf. Hieraus ist erklärlich, dass ein Pegel, der Auskunft über den Wasserstand der Weser gab, allgemein Anerkennung genoss.

Pegelnachbau mit Hochwassertabelle
Pegelnachbau mit Hochwassertabelle

Schon seit Beginn der Schifffahrtsverwaltung zu Beginn des 19. Jahrhunderts war in Lüchtringen mit Bedacht ein Weserpegel eingerichtet worden. Er war sowohl für die Schifffahrt von Bedeutung, aber noch wichtiger für die Lüchtringer Bevölkerung, weil sie hier bei steigenden Wasserständen kommende Hochwassergefahren einschätzen konnte.

Der Weserpegel an der Sandbache war neben dem Fährhaus immer ein besonderer Treffpunkt für die Lüchtringer. Bei Hochwassergefahr ging wohl ein jeder zum Pegel. Immer kam dann die Frage: „Wie haoch steiht se?“ Kam die Antwort: „Och et geiht, foifmeterfufzig, se is oll wier fallen.“ dann ging man beruhigt nach Haus. Im anderen Fall begann jetzt die Überflutung der Dorfstraßen: Lange Straße, Murrwinkel, An der Kirche, Teile der Grashofstraße und An der Fähre. Dann galt es Vorsorge zu treffen für die Lebensmittelversorgung und den Schutz von Haus und Vieh.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als noch keine Eisenbahn in hiesiger Gegend existierte, zogen die großen Auswanderungsströme aus Mitteldeutschland mit dem Ziel Amerika am besten über den Schiffsverkehr auf der Weser zum Auswanderungshafen nach Bremen. Auch der Transport von Massengütern, wie Holz, Getreide, Kohle, Erze und der hier gewonnene Buntsandstein wickelte sich über die Weserschifffahrt in großem Umfang ab.

Nachbau am Fährbrink
Nachbau am Fährbrink

Die Kontrolle des Wasserstandes war daher von besonderer Bedeutung. Die Zersplitterung der Länder im Mittelalter gestattete keine ordnungsgemäße Unterhaltung der Flüsse für die durchgehende Schifffahrt. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts zeigten sich Ansätze einer großzügigen Verwaltung. Mit der Weserakte vom 1823 und dem 1834 errichteten Zollverein, einem Zusammenschluss von deutschen Staaten für den Bereich Zoll und Handelspolitik, änderten sich die Verhältnisse. Es wurde eine einheitliche Verwaltung eingerichtet, die die Aufgaben des Wasserbaus und anderer wasserwirtschaftlicher Maßnahmen durchführte.

1896 wurde die preußische Weserstrombauverwaltung beim Oberpräsidenten in Hannover geschaffen. Ihr unterstanden die Bezirksbehörden und die Wasserbauämter. Das Wasser- und Schifffahrtsamt Hameln war zuständig für die Kontrolle des Pegels in Lüchtringen. Nach dem Pegelstammbuch dieser Behörde wurde der Lüchtringer Pegel 1819 errichtet. Wasserstandslisten wurden ab 1877 geführt.

Im Jahre 1929 wurde der Pegel von Grund auf erneuert. Er bestand aus drei Staffeln.

  • Staffel I: Niedrigwasserpegel bis 2 m Höhe
  • Staffel II: Mittelwasserpegel 1,82 m bis 3,50 m
  • Staffel III: Hochwasserpegel 3,40 m bis 8,10 m.

Im Rahmen der 1965 durchgeführten Niedrigwasserregulierung – das sind Wasserbaumaßnahmen zur Erzielung eines gleichmäßigen und beständigen Flusslaufs – wurden die Staffeln I und II entfernt. Der heutige amtliche Pegel befindet sich bei Flusskilometer 69,62 in Höxter.

Ein Nachbau des alten Pegels wurde im Juni 2003 durch den Heimat- und Verkehrsverein Lüchtringen e.V. am Originalstandort errichtet. Er besteht aus einem 30 x 40 cm starken Eichenpfosten, der auf einem Betonsockel ruht. Die Skala besteht aus ausgestanztem Edelstahl mit einer 2 cm Teilung. Das alte Original hatte noch eine Skala aus Zinkblech. Ergänzend wurde eine Hochwassertafel angebracht, auf der bemerkenswerte Hochwasserstände der letzten 200 Jahre markiert sind.

Fragmente desOriginalpfosten aus dem Jahre 1929
Fragmente des Originalpfosten aus dem Jahre 1929

Der Fischereiverein rettete die historische, noch nicht ganz verrottete Spitze des Pegels und stelle ihn an der Fassade der alten Schmiede auf. Auch hier wurde eine neue korrosionsbeständige Skalierung angebracht, die vom Pegelnachbau an der Sandbache herübernivelliert wurde und sich nach unten an der Mauer zum Fährbrink fortsetzt.

 

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